Stellungnahme zu den Corona-Fällen rund um eine Einmietung der MUK-Universität
Wien, 15.09.2020
aktualisiert am 18.09.2020
Das TAG wehrt sich entschieden gegen die derzeitigen medialen Anschuldigungen. Berichte, wonach es während einer Aufführung zu Corona-Infektionen im Publikum gekommen sein, weist das Haus mit dem Hinweis auf die sehr hohen Sicherheitsstandards im TAG scharf zurück. Die Gesundheitsbehörden stützen diese Aussage! Der Imageschaden für das Haus und die gesamte Szene ist enorm.
Das TAG – Theater an der Gumpendorfer Straße ist im Zeitraum zwischen 27. August und 6. September 2020 in Kontakt mit einem Corona-Cluster des Universitätslehrgangs „Klassische Operette“ der MUK – Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien gekommen, die als externe Einmietung ins TAG die Produktion „Die lustige Witwe“ aufgeführt hat.
Offenbar hat sich während der Proben innerhalb des Produktionsteams das Corona-Virus unbemerkt verbreitet. Erst im Anschluss an die Premiere am 6. September gegen 22 Uhr hat der im Theater anwesende Geschäftsführer des TAG, Ferdinand Urbach, von Mitwirkenden erstmals erfahren, dass es in der Produktion im Probenzeitraum einen Verdachtsfall gegeben hat und dieser jetzt positiv getestet worden sei.
„Wir haben daraufhin sämtliche Externen sowie die TAG-Mitarbeiter*innen sofort isoliert und alle weiteren Vorstellungen abgesagt. Durch das Contact-Tracing des TAG konnten nach der Veranstaltung den Behörden die Namen, Sitzplatzangaben und Kontaktdaten aller Besucher*innen zur Kontaktaufnahme übermittelt werden“, so Ferdinand Urbach. Das Publikum bestand vermutlich zur Gänze aus mit den Mitwirkenden der Produktion assoziierbaren Personen.
Urbach: „In allen Fällen von inzwischen positiv getesteten Personen aus dem Publikum, die mir zur Kenntnis gelangt sind, hatten diese Personen während der Proben oder unmittelbar vor oder nach der Vorstellung engen persönlichen Kontakt zu den infizierten Darsteller*innen. Eine Ansteckung im Rahmen der Vorstellung selbst ist sehr unwahrscheinlich!“ Diese These wird auch vom Krisenstab der Stadt Wien untermauert. "Zur Übertragung des Virus ist es wahrscheinlich davor und danach, aber nicht während der Aufführung gekommen", meinte Andreas Huber, Sprecher des Krisenstabs der Stadt Wien.
Auch auf Seite des TAG wurden alle Mitarbeiter*innen, die auch nur den geringsten Kontakt mit der externen Produktion hatten, sofort isoliert und in Folge getestet. Urbach: „Das präventive interne Kontaktmanagement im TAG hat dabei erfolgreich verhindert, dass sich der Cluster unkontrolliert auf das TAG und seine Mitarbeiter*innen ausbreitet.“ Lediglich ein technischer Mitarbeiter des TAG, der im Rahmen der Proben Kategorie-1-Kontakt zur externen Produktion aufnehmen musste, wurde bedauerlicherweise positiv getestet und befand sich bis 17. September in Quarantäne. Alle anderen Kontaktpersonen im TAG sind am 14. September mit negativen Testergebnissen aus der Heimquarantäne zurückgekehrt. Daher konnte auch erst am 15. September der Veranstaltungs-betrieb im TAG wieder aufgenommen werden. „Solange es ungeklärte Verdachtsfälle am Haus gibt und die Kontaktketten nicht restlos geklärt sind, finden keine Veranstaltungen statt“, so Urbach, „die Gesundheit unserer Zuschauer*innen und Mitarbeiter*innen steht im TAG an oberster Stelle. Es ist unbegreiflich, dass wir vom Verdachtsfall in der externen Produktion nicht umgehend in Kenntnis gesetzt wurden!“
Generell drängt das TAG proaktiv auf Aufklärung. Ferdinand Urbach: „Wir hoffen, dass wir in den kommenden Tagen unsere These, dass Ansteckungen während der Aufführung selbst höchstgradig unwahrscheinlicher waren als in den persönlichen Kontakten abseits der Aufführung, noch mit entsprechendem anonymisierten externen Datenmaterial stützen können. Wenn uns die Behörde hier jetzt unterstützt, dann wäre das von entscheidendem Vorteil für alle Wiener Veranstaltungsstätten. Hier hoffe ich auch auf Unterstützung von Seiten der Stadtpolitik. Es würde der gesamten Szene in diesen Stunden sehr helfen! Der angerichtete Imageschaden ist enorm. Da geht es jetzt um die Standortsicherung der Kulturstadt Wien!“
Das TAG hat von Anfang an einen sehr strengen Kurs bei seinen Corona-Maßnahmen eingeschlagen. So wurden bereits vor der Einführung der Corona-Ampel restriktivere Maßnahmen gesetzt als sie der Gesetzgeber vorschreibt:
· Immer und überall Maskenpflicht für das Publikum – auch während der Veranstaltung.
· Sitzplätze im Schachbrettmuster, bei denen nicht nur seitlich, sondern auch vor und hinter jedem besetzten Platz ein Meter Abstand zwischen allen Personen bestehen bleibt.
· Somit auch kein dynamischer Sitzplan mit möglichst hoher Auslastung, sondern eine fixe Sitzplatzanzahl von 61 Plätzen, sodass auch im Foyer zu jeder Zeit Mindestabstände möglich sind. Kein Zusammensitzen von Gruppen erlaubt.
· Die erste Reihe wurde ausgebaut, damit zwischen dem Bühnengeschehen und dem Publikum ein Abstand von mindestens 2,5 Meter herrscht.
· Höchstmögliche Frischluftumwälzung im Theater und Foyer. Die Lüftungsanlage übererfüllt die behördlichen Standards deutlich und wurde dahingehend vor dem Spielbetrieb im Herbst auch von einer Fachfirma überprüft.
· Keine Pausen und keine Gastronomie. Keine Premierenfeiern.
· Contact Tracing des Publikums nach Platzbelegung und nicht nur nach Ticketkauf. So können wir im Verdachtsfall den Gesundheitsbehörden platzgenau die Kontaktdaten aller tatsächlichen Besucher*innen übermitteln.
· Genaues Kontakt-Management der Mitarbeiter*innen (Arbeiten in Kontakt-Kreisen, Führen von Kontakt-Tagebüchern, Raum-Management etc.), sodass im Verdachtsfall die Behörden sofort über alle relevanten Kategorie-1-Kontakte informiert werden können und unkontrollierte Ansteckungen verhindert werden können.
· Desinfektionsmittel für das Publikum, Desinfizieren aller Oberflächen und Kontaktpunkte vor, während und nach der Vorstellung inkl. Reinigungsprotokoll
· Mehr Personal, Abstandsmarkierungen am Boden, Plexiglas bei Kassa und Publikumsgarderobe und vieles mehr.
· Die genauen Maßnahmen sind auf www.dasTAG.at/corona veröffentlicht.
Mit all diesen Maßnahmen wird sichergestellt, dass eine Ansteckung während des Theaterbesuchs möglichst ausgeschlossen werden kann und es zwischen Darsteller*innen, Personal und Publikum niemals zu Kontakten der Kategorie 1 kommen kann.
„Auch im gegenständlichen Fall ist uns kein Fall zur Kenntnis gelangt, bei dem eine positiv getestete Person im Publikum einen Kontakt während der Aufführung als Kategorie-1-Kontakt angegeben hätte“, wiederholt Urbach. „Selbst der einmalige zügige Auftritt von vier Tänzer*innen durch den Mittelgang im Publikum, der in den Medien von Staatsopern-Direktor Bogdan Roščić gegen die Produktion in Stellung gebracht wurde, stellt aus meiner Sicht keinen solchen ansteckungsrelevanten Kontakt dar. Hier wäre ein klärendes Telefonat unter Kollegen erkenntnisreicher gewesen als ein Poltern in den Medien. Die Bühnen dieser Stadt, egal ob groß oder klein, die allesamt in hohem Maße verantwortungsvoll in diesen herausfordernden Herbst gehen, sollten jetzt zusammen halten!“
Die künstlerischen Entscheidungen über die Gestaltung des Bühnengeschehens obliegen darüber hinaus in diesem Fall nicht der Kontrolle des TAG, sondern des produzierenden Veranstalters. Das TAG wird zukünftig nicht nur bei Eigenproduktionen sondern auch bei externen Veranstaltungen verstärkt Einfluss auf künstlerische Entscheidungen nehmen und hat auch sonst viel Lehrreiches aus dem Erleben der vergangenen 14 Tage mitgenommen. „Nach 6 Monaten Veranstaltungs-Pause sind wir gleich am Beginn der neuen Saison mit beiden Beinen von der Theorie in die Praxis der Corona-Erfahrungen gesprungen. Die Erkenntnisse daraus haben einen Besuch im TAG für unser Publikum wohl noch ein weiteres Stück sicherer gemacht.“
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Mag. Sylvia Marz-Wagner
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