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Ein bescheidenerer Vorschlag

Von Hannelore Schmid und Thomas Toppler

Eine Produktion von HERMINENTHEATER in Kooperation mit dem TAG

Uraufführung

Premiere: Mo. 21. März 2022, 20.00

Derniere: Sa. 10. Feb. 2024, 20.00

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Das Nestroypreis-Stück 2022 – ein Heidenspaß, der unsere moralischen Grenzen befragt! Als unterstes Glied der Gesellschaft machen sich die Bouffons auf der Bühne tabulos über alle lustig und heben die Regeln der Political Correctness auf!

Über Ein bescheidenerer Vorschlag

„Ein großer, böser Spaß!” Kurier

„Fans böser österreichischer Satire à la Qualtinger sei bescheiden vorgeschlagen hinzugehen.” Falter

Ausgezeichnet mit dem Nestroypreis für die beste Off-Produktion 2022: Bucklig, dreckig, mit fehlenden Gliedmaßen treten die Bouffons auf die Bühne und wollen geliebt werden. Sie beginnen ein Spiel, bei dem alles erlaubt ist – oder auch nicht …

Als Bouffon bezeichnete man im Mittelalter Menschen, die körperlich oder geistig von der Norm abwichen. Auf den Jahrmarktsbühnen wurden sie verlacht. Heute verteufeln wir Vorurteile und Intoleranz, aber immer noch drängen wir, von Archetypen gesteuert, anders Denkende, Fühlende und Aussehende ins Abseits. Durch sein Erscheinungsbild wird jede Gestik des Bouffons zur Parodie, er hält dem Publikum einen Zerrspiegel vor. Als unterstes Glied der Gesellschaft ergreift er das Recht, sich tabulos über alle lustig zu machen – im Bewusstsein, dass jeder Schritt Vertreibung bedeuten kann.

Die Theatertruppe der Bouffons ist mit ihrem Shakespeare-Programm ins TAG eingeladen. Und frei nach der Satire „Ein bescheidener Vorschlag“ von Jonathan Swift von 1729, in dem er als Lösung für die Überbevölkerung und den Hunger in Irland vorschlägt, Kinder von Armen als Nahrungsmittel zu nutzen, unterbreiten die Bouffons einen noch bescheideneren Vorschlag. Zugleich gibt es gruppenintern Probleme. Ein Mitglied ist nichtösterreichischer Herkunft und durchläuft das Asylverfahren. Dabei begegnet der Bouffon mit Migrationshintergrund Vertreter*innen der vier Staatsgewalten und erfährt Tugenden und Tücken des Rechtsstaates am eigenen Leib. Ihr bescheidenerer Vorschlag hat der Kompanie eine Anklage eingebracht, doch bis zur Urteilsverkündung muss das Unterhaltungsprogramm weitergehen. Die Bouffons garantieren Shakespeare-Szenen vom Feinsten!

In ihrem Stück hinterfragen Thomas Toppler und Hannelore Schmid moralische Grenzen. Die Bouffons eröffnen einen rechtlosen Raum, in dem die Regeln der Political Correctness nicht gelten und das Publikum eigene Wertvorstellungen auf ihr Fundament hin überprüfen kann. Aber Vorsicht! Die Gunst der Anwesenden darf nicht verloren werden. Die Fortsetzung der Geschichte hat übrigens im Mai 2024 im TAG Premiere.

Team

Es spielen
Text
Ensemble, Hannelore Schmid, Thomas Toppler
Konzept
Thomas Toppler
Regie
Thomas Toppler
Bühnenbild
Michael Strasser
Kostüm
Eva-Maria Mayer
Musik
Ensemble
Dramaturgie
Hannelore Schmid
Licht
Katja Thürriegl
Regieassistenz
Stefan Kurt Reiter
Produktionsassistenz
Stefan Kurt Reiter

Foto-Galerie

Kritiken

“Im Stück (…) wird Shakespeare verblödelt, gibt es einen herrlichen Beamten-Sketch (…) und ist auch Platz für eine tieftraurige, grell komische Sterbeszene eines Migranten, der an der Integration erstickt. Das Ensemble (…) spielt und singt einfach großartig. Vieles ist, dem Konzept entsprechend, sehr derb, zwischendurch gehen sich aber sogar subtile Anspielungen aus. (…) Ein großer, böser Spaß!”
Kurier
“Dem Herminentheater (Hannelore Schmid, Thomas Toppler) ist kein Schmäh zu deppert. Dennoch funktioniert das Stück „Ein bescheidenerer Vorschlag“, weil das Ensemble es mit perfektem Timing umsetzt. (…) Fans böser österreichischer Satire à la Qualtinger sei bescheiden vorgeschlagen hinzugehen.”
Falter
“Die Masterminds Hannelore Schmid und Thomas Toppler haben gemeinsam mit dem Ensemble des Herminentheaters den von Swift abgespielten Ball angenommen und für das TAG zu einem schrägen Abend mit launiger Gesellschaftskritik eingenetzt. Verkleidet als Bouffons, einfach übersetzt als Narren, in ihrem Fall als originelle Sandler, besser noch als zur Witzigkeit entstellte Kreaturen, fetzen sie ihr Unbehagen an einer sie umgebenden Menschheit in ein begeistertes Publikum. (…) Die Texte sind ein Feuerwerk an bissigen Formulierungen und schwungvollen Chansons, mit denen Peter Bocek, Thomas Toppler, Ambra Berger und Ida Golda zur swingenden Begleitung von Kristóf Szimán mit Hundehütte ihren moralisch verkommenen Zeitgenossen ins Gewissen reden.”
Kultur und Wein

Über die Produktion

„Der Unterschied zwischen dem Clown und dem Bouffon besteht darin, dass, während der Clown allein ist, der Bouffon Teil einer Bande ist; Während wir uns über den Clown lustig machen, macht sich der Bouffon über uns lustig. Im Herzen des Bouffon steckt Spott, der bis zur Parodie getrieben wird. Bouffons amüsieren sich, indem sie das Leben der Menschen auf ihre eigene Weise durch Spiele und Streiche reproduzieren. Die Parodie ist in Bezug auf die Öffentlichkeit nicht direkt anstößig; es gibt keine absichtliche Absicht zu spotten – die Beziehung ist von einer anderen Ordnung. Bouffons kommen von woanders.“ Jacques Lecoq

„… obschon ich vielleicht ein Land nennen könnte, das mit Freude unsre ganze Nation auch ohne Salz aufessen würde.“ Jonathan Swift

Tief im Staate fault es. In seinen Keller-Departments: Exekutive, Legislative, Judikative und auch die Medien, die sich gern als „vierte“ Gewalt bezeichnen lassen, geben sich ein finsteres Stelldichein im abstandslosen, unhygienischen Tanz. Der Untergrund der österreichischen Seele, wie selbst Karl Kraus und Helmut Qualtinger ihn nicht erahnen und beschreiben konnten, wird vom Bühnenlicht aufgescheucht. Trigger-Warnungen gehen hier hinaus an allzu PC-imprägnierte, zarte Gemüter. Denn die Bouffons der Truppe um Hannelore Schmid und Thomas Toppler sind so richtige Drecksmäuler. Verformt, aufgeblasen und mit Sprachfehlern geschlagen, ziehen sie über die Bühne und wollen unserer bürgerlichen Schale mit ihren Zumutungen zu Leibe rücken. Dies ist definitiv kein Safe Space.

Das Mittel dazu ist der Bouffon-Clown, ein von der Gesellschaft ausgestoßenes Ekelwesen. Übriggeblieben aus den finsteren Jahrhunderten, die verkrüppelte Sensation von Jahrmärkten. Kein Blatt vor dem zahnlosen, stinkenden Mund. Jacques Lecoq hat ihn für das moderne Theater wiederentdeckt und Thomas Toppler versucht diese Bühnen-Tradition in ihrer österreichischen Spielart zu beleben.

Hier werden Steine umgedreht. Hervor kriecht schmutziges Volk, das uns so manche wahre Speise auf eine ganz „bescheidene“ Art und Weise reicht. Viel Spaß.

Gernot Plass
Künstlerischer Geschäftsführer des TAG

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