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Kundt und Wert

Eine Kooperation der Österreichischen Gesellschaft für Kulturpolitik, dem Institut für Kulturkonzepte und dem TAG

Diskussion

Preisinformation
Eintritt frei

Über Kundt und Wert

Die Kunst hat in der Gesellschaft eine besondere Stellung: Ihre Freiheit ist in Österreich seit über 30 Jahren per Verfassung garantiert und ihre finanzielle Förderung gesetzlich verankert. Die großen kulturpolitischen Themen der letzten Monate – vom Burgtheater-Skandal über die Frage des Ankaufs der Kunstsammlung Essl bis hin zum Mehrwertsteuersatz auf E-Books oder der Festplattenabgabe – haben aber gezeigt, dass jene Werthaltungen, die dieser Stellung zugrunde liegen, nicht selbstverständlich sind. So muss auch die Kunst ihre Angebote an eine Gesellschaft, in welcher die Spannung zwischen ideellen Werten und ökonomischer Bewertung stetig steigt, immer wieder neu begründen. Im Zuge der Finanzierungskrisen der öffentlichen Haushalte sind dabei Schließungen von Kunsteinrichtungen eine nicht auszuschließende Maßnahme, ja werden in manchen Diskussionsbeiträgen sogar laut gefordert.

In der losen Diskussionsreihe KUNST UND WERT versuchen wir einen Befund zu entwickeln, welchen Wert die Kunst im Allgemeinen und in ihren unterschiedlichen Sparten in der Gesellschaft inne hat. Die vier geplanten Veranstaltungen befassen sich der Reihe nach mit den Feldern Theater, Musik, Bildende Kunst und Literatur.


Kunst und Wert | DI 9.6.2015, 19.00
Ich kann das nicht mehr hören!
Eine Diskussion über den Wert und Unwert von Musik in der Gesellschaft

Verwertungsgesellschaften unterteilen gerne in E- und U-, neuerdings sogar in F-Musik. F gleich Funktion. Was ist der Wert, was die Funktion von kunstvoll hintereinander arrangierten und erklingenden Tönen?
Ist Musik etwa der Funktionsträger von Botschaften eines irgendwie gearteten Höheren? Oder ist sie doch nur eine Ware wie jede andere, die sich auf einem Markt durchsetzen muss oder untergeht? Was zeichnet das Hörerlebnis von Musik noch aus im Zeitalter ihrer technischen Reproduzierbar und Kopierbarkeit? Und was hat das alles mit der Festplattenabgabe zu tun? Und schließlich: Ist nicht bereits alles musikalisch gesagt worden und schon erklungen? Kann es überhaupt noch „neue“ Musik geben?

AM PODIUM Monika Eigensperger (FM4-Chefin), Paul Gallister (Komponist, Produzent u.a. von WANDA), Hannes Tschürtz (CEO inc music), Bella Wagner (Singer/Songwriter)
MODERATION Karin Wolf (Institut für Kulturkonzepte)


Kunst und Wert | FR 17.4.2015, 19.00
Das kann ich auch!
Eine Diskussion über den Wert und Unwert von bildender Kunst in der Gesellschaft

Seit die Finanzmärkte die bildende Kunst als lukratives Feld für Investitionen, Spekulationen und Wertsteigerungen entdeckt haben, sind die Tore geöffnet. Wenn etwas eine halbe Million kostet, erwirbt man es – man braucht kein anderes Urteil als den Preis: Der Ausweis für die Werthaltigkeit eines greifbaren Kunstwerks. Und der Kunstmarkt reagiert darauf. Markttauglichkeit, der Hype und die „Ausgestelltheit“ des Kunstwerks rücken vor die Kategorien Aussage, Herstellung, Technik und Formalität. Eine elitäre Kunstszene trifft auf Finanzeliten in einem spätkapitalistischen Zusammenhang.
Der Riesenschwindel-Popstar Wolfgang Beltracchi erschütterte von gar nicht langer Zeit die einschlägige Szene, indem er genial alles fälschte, was Rang und Namen hat, und eine Meisterschaft in Technik und Handwerk bewies, die so manchen Künstler erblassen lassen könnte. Darf man das? – fragt man sich unwillkürlich. Und was sagt das alles über den Zustand der zeitgenössischen bildenden Kunst aus? Und überhaupt: So malen? Das kann ich auch!

AM PODIUM Eva Blimlinger (Rektorin Akademie der bildenden Künste), Hans Knoll (Knoll Galerien Wien und Budapest), Lukas Posch (Künstler, Mitbegründer des Kunstraums wellwellwell), Barbis Ruder (Künstlerin)
MODERATION Berenice Pahl


Kunst und Wert | MO 16.2.2015, 19.00
Nur der lesende Mensch ist gut?
Eine Diskussion über den Wert und Unwert von Literatur in der Gesellschaft

Lesen bildet: Die Gutenberg‘sche Revolution, das weiß jedes Kind, ist die Wurzel des Aufbruchs unserer Gesellschaft in die Moderne.
Man könnte aber genauso gut eine Gegengeschichte erzählen: Vom Verständnis der globalen Verbreitung der Alphabetisierung als Herrschaftsinstrument in Missionierung und Kolonialisierung (z.B. Foucault), vom Denken mit dem fremden Kopf statt dem eigenen (Schopenhauer). Die Hinwendung zur Populärkultur und Abwendung von verstaubten Klassikern war auch ein Verständnis des Aufbruchs z.B. der 60er Jahre.
Mit Digitalisierung setzt sich diese Debatte auf neuer Ebene fort: Muss es Bücher zwischen Buchdeckeln geben? Ist das Lesen von SMS ausreichend? Braucht es Literatur in der Schule oder neutrale Lesekompetenz? Und wie steht es um die Autorenschaft, deren Tod ja auch schon lange ausgerufen war?

PERFORMATIVER RAHMEN TAG-Ensemble
AM PODIUM Michael Amon (Schriftsteller), Andreas R. Peternell (steirischer herbst, edition Schreibkraft), Gerhard Ruiss (Literaturhaus Wien), Marlen Schachinger (Literatin, Institut für Narrative Kunst, NÖ)
MODERATION Karin Wolf


Kunst und Wert | MO 15.12.2014, 19.00
Wann ist endlich Schluss mit dem Theater?!
Eine Diskussion über den Wert und Unwert von Theater in der Gesellschaft

Seit es das Theater gibt, wird von ihm Großes erwartet. Reinigung der Seele, moralische Erziehung oder Überwindung sozialer Ungerechtigkeit: Ob Aristoteles, Schiller oder Brecht, stets wurde das Theater als Anstrengung zu einer Veränderung der Gesellschaft zum Besseren gedeutet.
Betrachtet man die kulturpolitischen Debatten der letzten Zeit, dann scheint sich die Erwartung der Gesellschaft an das Theater verändert zu haben. Auslastungszahlen, Umwegrentabilität und Kosten pro Sitzplatz sowie Verwaltungsfragen dominieren die Debatte, es gilt vor allem, das Angebot ökonomisch zu legitimieren.
Auch der Forderungskatalog der Theaterszene selbst kreist in Abwesenheit anderer Wert-Erwartungen der Gesellschaft hauptsächlich ums Geld. Neben den berechtigten Anliegen wie faire Bezahlung, korrekte Anstellungsverhältnisse und entsprechende finanzielle Ausstattung bleibt die Formulierung der eigenen Wertangebote auf der Strecke.

Oder ist das alles nicht so schrecklich und ganz anders?
Wie viel ist uns das Theater wert? Und was ist überhaupt das Theater unserer Zeit mit ihren neoliberalen Paradigmen und postdemokratischen Auswüchsen? Welche Formen sind zukunftstauglich?

PERFORMATIVER RAHMEN TAG-Ensemble
AM PODIUM Claudia Bosse (theatercombinat), Sabine Kock (IG Freie Theater), Monika Meister (Uni Wien, Inst. für Theaterwissenschaft), Gernot Plass (TAG), Franz Schuh (Essayist), Heinz R. Unger (Dramatiker)
MODERATION Peter Rantaša

Team

Für die Presse

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